KATHEDRALE VON CIUDAD RODRIGO

Geschichte

Mit dem Bau dieses Gotteshauses, das Unserer Lieben Frau, der Jungfrau Maria, geweiht ist und das seit 1889 Nationales Kulturerbe ist, wurde wahrscheinlich gegen Ende der Regierungszeit Ferdinands II von León (1157-1188) begonnen. Der nach Osten ausgerichtete Bau beruht auf einem spätromanischen Grundriss, dessen wesentliche Elemente (Vorraum der Sakristei, Chorhaupt, Kapelle der Jungfrau María del Pilar und Sakristei) trotz späterer Veränderungen erhalten geblieben sind. Der Grundriss ist ein lateinisches Kreuz mit dreigeteilter Apsis, Hauptschiff, Querschiff und zwei Seitenschiffen. Drei Portale öffnen den Zugang zum Gotteshaus, an das sich auf der Nordseite der Kreuzgang anschließt.

Vom Nordportal, auch gepflastertes oder Amayuelas-Portal genannt, datieren die zwei unteren Drittel aus dem ersten Bauabschnitt. Es ist mit rhomboiden und pflanzlichen Motiven verziert.

Ein schmaler Blendbogen links neben dem Portal umfängt in seinen Nischen elf menschliche Köpfe. Auffallend an diesem Portal ist seine Asymmetrie, die sich ergibt aus der im 14. Jhdt. eingefügten Fensterrose im oberen Teil.

Im rechten Winkel schließt sich an das Nordportal die östliche Abschlussmauer des Kreuzgangs an, in der die sog. Esviaje-Tür auffällt, die 1540 von García de la Puente eingefügt wurde und die die große Kunstfertigkeit dieses Steinmetzmeisters zeigt.

Vom Südportal, auch Kettenportal genannt, stammt der untere Teil, ebenso wie das Nordportal, aus dem ersten Bauabschnitt. Es zeigt ebenfalls eine deutliche Asymmetrie durch die später im oberen Teil eingefügte Fensterrose. Von den drei Archivolten, die die Tür überspannen und die auf Säulenvorlagen mit Kapitellen ruhen, sind die äusseren mit Pflanzenmotiven, die inneren mit Harpyien ausgeschmückt. Über der Tür erblickt man fünf grossartige Skulpturen aus dem ersten Drittel des 13. Jhdts., die Jesus den Erlöser darstellen mit vier Aposteln an seiner Seite: Es sind die Heiligen Paulus, Petrus, Johannes und Jakobus.

Oberhalb des Portals verläuft eine Galerie mit 12 Spitzbögen, die ebenso viele gotische Skulpturen aus der Zeit um 1230 umschließen. Man hat in ihnen Gestalten aus dem Alten Testament erkannt, und zwar von links nach rechts Abraham, Jesaja, die Königin von Saba, Salomon, Ezechiel, Moses, Melchisedek, Balaam, David, Elias, Johannes den Täufer und Jeremias. Von den zwei übereinander liegenden Blendbögen rechts neben dem Portal umfängt der obere eine Statue der Jungfrau mit dem Kind.

Die Westfassade zeigt noch die ursprüngliche Verzierung mit einer Reihe aus sieben kleeblattförmigen Blendbögen an der Aussenwand der Sagrario-Kapelle. Beherrscht wird diese Seite des Gotteshauses durch den mächtigen Glockenturm, der von dem Architekt Juan de Sagarbinaga entworfen und zwischen 1764 und 1772 erbaut wurde.

Durch einen Vorraum gelangt man von dieser Seite her in das Gotteshaus durch das Vergebungs- oder Herrlichkeitsportal. Es ist ein Doppeltor mit einer schlanken Säule in der Mitte, die von einer Skulptur der Jungfrau Maria mit dem Kind gekrönt wird. Zu beiden Seiten des Eingangs befinden sich sechs Säulenvorlagen; einige sind mit pflanzlichen, andere mit historischen Motiven geschmückt. Die Archivolten zieren Figuren; die zentrale Darstellung auf dem Tympanon ist die Krönung Mariens. Das Entstehungsdatum dieses Reliefs dürfte frühestens Mitte des 13. Jhdts. liegen.

Im Inneren der Kathedrale stammen aus der ersten Bauphase das Hauptschiff und die beiden Seitenschiffe, die durch Wandvorlagen und Gliederpfeiler voneinander getrennt sind.

Der ursprüngliche Grundriss wird durchbrochen von der Kapelle der Jungfrau María del Pilar, die zwischen 1748 und 1753 auf Betreiben des aus Zaragoza stammenden Bischofs Clemente Comenge erbaut wurde. Im oberen Teil der südlichen ebenso wie in dem der nördlichen Wand fallen die herrlichen spätromanischen Fenster auf, die aus der ersten Bauphase stammen und das Innere der Seitenschiffe erhellen.

Die Kreuzgewölbe der Seitenschiffe aus dem späten 13. Jhdt. sind identisch mit denen aus dem 14. Jhdt., die das Hauptschiff und das Querschiff nach oben abschließen. Die Kapitelle der Pilaster tragen Skulpturen, von denen die im ersten Joch des Langhauses (vom Altar aus gesehen) hervorzuheben sind.

Sie stellen einen König, eine Königin, einen Bischof und einen Bettler dar. Die Lokalchronik identifiziert sie als Ferdinand II., Doña Urraca, den ersten Bischof von Ciudad Rodrigo und Franz von Assisi. Der ursprüngliche Altarraum, der zu verfallen drohte, wurde im 16. Jhdt. durch den gegenwärtigen ersetzt. Ihm liegt ein Entwurf von Rodrigo Gil de Hontañón zugrunde.

Eindrucksvoller Schmuck des Chorhaupts war ein Altarbild von Fernando Gallego (Entstehungszeit 1480 – 1488), das sich heute im Museum der amerikanischen Universität Tucson (Arizona) befindet.

Die Seitenkapellen, die man durch Spitzbögen betritt, waren Grabkapellen von zwei der wichtigsten Familien der Stadt: Die Nordkapelle (auf der Evangeliumsseite) die der Familie Herrera, die auf der Süd (oder Epistel). Seite die der Familie Pacheco.

Im Mittelteil des Hauptschiffs nimmt der Domchor den beherrschenden Platz ein. An seinen beiden Seiten sind noch zwei kleine, aber ausgesprochen schöne Türchen in ihrer ursprünglichen Form erhalten. Das Chorgestühl, eingefasst von einer filigranen gotischen Schnitzerei, wurde zwischen 1498 und 1504 von Rodrigo Alemán angefertigt. Alemán und seine Mitarbeiter schufen 72 Lehnstühle, die die Fantasie des Meisters sowie seine umfassende Kenntnis religiöser und profaner Quellen zeigen.

Auf der Chorempore befinden sich zwei Orgeln. Die kleinere, auf der Nordseite, wurde 1725 von Pedro Liborno Echevarría gebaut; das Gehäuse der größeren, seit Ende des 18. Jhdts. auf der gegenüberliegenden Seite, ist Manuel de Larra Churriguera zu verdanken, der es um 1725 entwarf. Die rückwärtige Aussenwand des Chorgestühls ist das Werk von Ramón Pasqual Díez aus dem Jahr 1787, eine Marmor imitierende Stuckarbeit.

An der Wand des nördlichen Seitenschiffs fällt das Grabmal auf, das 1560 von Fernando de Robles und María Pérez Pinero gestiftet wurde und bekannt ist als „Alabaster-Altar“ oder „Altar des fünften Schmerzes der Maria“ in Anspielung auf die von Lucas Mitata meisterlich gestaltete Szene der Kreuzabnahme im unteren Bogen. Die architektonische Anordnung ist von Pedro de Ibarra, die Malerei von Juan de Borgoña d.J.

In den Kreuzgang gelangt man durch eine einfache Tür, die schon in der ersten Bauphase dort vorgesehen war.

Der Grundriss des Kreuzgangs ist ein Quadrat, dessen vier Seiten in je fünf Rechtecke unterteilt sind. Der West- und Südflügel datieren aus dem 14. Jhdt. , die beiden anderen aus dem letzten Drittel des 16. Jhdts. Die Arkaden – nach dem Vorbild des ältesten, des Westflügels, angefertigt – weisen Spitzbögen auf, die durch z wei bzw. drei Säulen unterteilt sind. Ihre Kapitelle tragen pflanzliche oder figürliche Ornamente.

Nachdem die älteren Teile des Kreuzgangs teilweise verwittert waren, wurden sie 1911 durch einen Nachbau unter der Leitung von J. Tarabella ersetzt.

In der südwestlichen Ecke des Kreuzgangs befindet sich das Grab des Steinmetzmeisters Benito Sánchez, der die Arbeiten im älteren Teil des Kreuzgangs leitete.

Die zwei übrigen Flügel, die mit den älteren ein durchaus harmonisches Bild abgeben, wurden zwischen 1526 und 1539 angelegt unter der Leitung des Steinmetzmeisters Pedro de Güemes, dessen Porträt, zusammen mit dem des Bauverwalters, am Durchgang des Ostflügels zu sehen ist.